Description
Arbeitsfassung der Thesen zur Kommentierung
Überarbeitete Fassung der Thesen zum wissenschaftsgeleiteten Open-Access-Publizieren
Auf der Satelliten-Konferenz "Wissenschaftsgeleitetes Open-Access-Publizieren" zu den Open-Access-Tagen 2023 wurden am 26.09.2023 am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (IBI) der Humboldt-Universität zu Berlin aktuelle Herausforderungen für Publikationsinfrastrukturen in akademischer Trägerschaft diskutiert. Vorliegende Thesen wurden von den Mitgliedern des Programmkomitees im Vorfeld der Konferenz in einer ersten Version 1.0 erarbeitet und zur Kommentierung verfügbar gemacht. Sie wurden vor, während und nach der Konferenz diskutiert.
Die vorliegende Version 2.0 der Thesen ist als Synthese der Diskussionen im Programmkomitee sowie der Rückmeldungen aus der Community zu verstehen. Sie stellen einen Konsens des Programmkomitees, aber keine abschließende Positionierung zum Thema dar, sondern sind eine Bestandsaufnahme im Jahr 2023.
Wissenschaftsgeleitete Publikationsinfrastrukturen bedürfen der Unterstützung durch eine übergreifende, groß angelegte Strategie seitens der Forschungsförderung und der Infrastrukturen. Nur eine öffentlichkeitswirksame Initiative kann die wissenschaftspolitische Unterstützung und die nötigen Finanzierungszusagen gewährleisten und damit die digitale Souveränität in der Wissenschaft stärken.
Wissenschaftsgeleitete Publikationsinfrastrukturen bedürfen je nach (fachlicher) Community unterschiedlicher Finanzierungs- und Geschäftsmodelle, um den Anforderungen der jeweiligen (Fach-)Communities zu entsprechen. Dabei sollen größtmögliche Kosten- und Leistungstransparenz leitend sein.
Wissenschaftsgeleitete Publikationsinfrastrukturen bedürfen eines professionellen Betriebs. Wissenschaftliche Bibliotheken sind aufgrund der vielfach auf- und ausgebauten Services, Expertisen und der engen Vernetzung untereinander besonders geeignet, eine aktive Rolle als Publikationsdienstleister für die Wissenschaft einzunehmen. Publikationsinfrastrukturen an Bibliotheken sollten systematisch ausgebaut werden.
Wissenschaftsgeleitete Publikationsinfrastrukturen (wie Zeitschriften) sind gefordert, die inhaltliche Qualität der Publikationen mit den anerkannten Verfahren der Qualitätssicherung im Sinne der guten wissenschaftlichen Praxis sicherzustellen. Die Sicherung der formalen und technischen Qualität sollte durch die Anwendung von Standards des offenen Publizierens für Publikationen und Prozesse umgesetzt werden.
Wissenschaftsgeleitete Publikationsinfrastrukturen bedürfen einer starken Verankerung in wissenschaftlichen Fachcommunities und ihren Organisationsstrukturen, z.B. über Fachgesellschaften. Die Kooperation ist partizipativ zu gestalten, wobei die Publikationsinfrastrukturen autonom bleiben müssen. Dabei sind Bibliotheken gefordert, deutlich stärker mit Fachcommunities zu interagieren und Dienstleistungen für die Wissenschaft proaktiv zu gestalten.
Wissenschaftsgeleitete Publikationsinfrastrukturen haben das Potenzial, wissenschaftliches Publizieren innovativ zu gestalten. Die ergebnisoffene Erprobung neuer Publikationsformate und die Weiterentwicklung von Prozessen, Standards und Kooperationen ist zu fördern.
Wissenschaftsgeleitete Publikationsinfrastrukturen bedürfen nachhaltiger Finanzierungs- und Geschäftsmodelle. Die Publikationsinfrastrukturen benötigen neben einer klaren organisatorischen Einbindung ein präzise definiertes Leitbild und das Commitment der Trägerorganisation. Darüber hinaus gilt es, auch die technische und rechtliche Nachhaltigkeit der Infrastrukturen und ihrer Publikationen unter Nutzung von offenen Standards und offenen Lizenzen zu fördern.
Wissenschaftsgeleitete Publikationsinfrastrukturen sollten gemeinwohlorientiert agieren und ihre Aktivitäten auf der Basis der Prinzipien und Werte in der UNESCO Recommendation on Open Science gestalten.
Wissenschaftsgeleitete Publikationsinfrastrukturen sollten neue Kooperationsmodelle verfolgen und über institutionelle und nationale Grenzen hinweg agieren, damit ihre Sichtbarkeit und die ihrer Publikationen steigen. Auch Kooperationen mit externen Dienstleistern können sinnvoll sein, wenn die Governance im Sinne der Wissenschaft gesichert ist.
Wissenschaftsgeleitete Publikationsinfrastrukturen sollten das Publizieren von Texten, Daten, Software und weiteren Materialien ermöglichen und die Anerkennung von Open-Science-Praktiken bei der Forschungsevaluation unterstützen. Hierzu müssen sie, wenn immer möglich, offen und interoperabel betrieben werden und publizierte Texte, Daten, Software maschinenlesbar und nachhaltig bereitstellen.