Im Open-Access-Maßnahmenpaket der Open-Access-Strategie werden mehrere Maßnahmen aufgeführt, darunter die „flächendeckende Versorgung mit einer service-orientierten und qualitativ hochwertigen Repositorien-Infrastruktur“, der „Ausbau von Publikationsinfrastrukturen und umfassende Unterstützung für Prozesse des elektronischen Publizierens“ sowie der Punkt „Publikationsplattform/Universitätsverlag“, für den das langfristige Ziel formuliert wird, den „Aufbau einer landesweiten Open-Access-Infrastruktur für Monografien, Sammelbände und Zeitschriften in Kooperation mit an wissenschaftlichen Einrichtungen agierenden Infrastrukturdienstleistern, sowie mit in Berlin ansässigen Verlagen und Publikationsdienstleistern“ anzustreben (Senat von Berlin, 2015). |
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Seit der Verabschiedung der Open-Access-Strategie haben wissenschaftseigene Infrastrukturen verstärkt an Bedeutung gewonnen (siehe Wissenschafts- und Förderpolitik). Um das Publizieren wieder in die Hände der Wissenschaft zu legen, werden alternative Finanzierungsmodelle etabliert sowie nachhaltige und langfristig abgesicherte Infrastrukturangebote in akademischer Trägerschaft geschaffen.
Die Repositorien an den Berliner Universitäten weisen eine lange Tradition auf: An der HU Berlin startete der edoc-Server den Betrieb bereits 1997 als einer der ersten Dissertationsserver Deutschlands, gefolgt 1999 von der TU Berlin. Bis zum Zeitpunkt der Verabschiedung der Berliner Open-Access-Strategie verfügte Berlin mit 15 Repositorien beziehungsweise Publikationsservern bereits „über eine bemerkenswerte Repositorien-Infrastruktur“ (Senat von Berlin, 2015).
Der überwiegende Teil der Hochschulen betreibt inzwischen eigene Repositorien. Die Universitäten und die Charité nutzen für ihre Repositorien die Software DSpace, die auch an vielen anderen deutschen Einrichtungen genutzt wird. Die TU Berlin hat maßgeblich das DSpace Deutschland Konsortium mit ins Leben gerufen, um die Nachhaltigkeit auf Basis einer konsortialen Lösung zu sichern (Rajski & Becker, 2019). Dem Konsortium gehören auch die Bibliotheken von Charité, FU Berlin und HU Berlin an.
Mehrere Fachhochschulen haben in den vergangenen Jahren bereits vorhandene Angebote auf Basis der Software OPUS 4 auf- beziehungsweise weiter ausgebaut (zum Beispiel die HRW Berlin und die HTW Berlin). Zuletzt kamen das Repositorium aliceOpen der ASH Berlin. Das Repositorium OpenBHT der Berliner Hochschule für Technik (BHT) wird demnächst den Betrieb aufnehmen. Die drei künstlerischen Hochschulen (Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Hochschule für Musik Hanns Eisler und Weißensee Kunsthochschule Berlin) betreiben seit 2022 den gemeinsamen Publikationsserver der Künstlerischen Hochschulen. Die Evangelische Hochschule Berlin (EHB) und die Katholische Hochschule Berlin (KHSB) nutzen beide das Angebot Kirchlicher Dokumentenserver (KiDokS) der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken (AKThB) und des Verbands kirchlich-wissenschaftlicher Bibliotheken (VkwB) für kirchliche Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. KiDokS basiert ebenfalls auf der Software OPUS 4. OPUS 4 wird damit inzwischen von allen Fachhochschulen in Berlin als Repositoriumslösung genutzt. An diesem Punkt konnte die Open-Access-Strategie erfolgreich umgesetzt werden, indem vorhandene Lücken für „flächendeckendes Green Open Access durch OPUS“ gefüllt wurden.
Das bereits seit langem bestehende Angebot an den Universitäten ist etabliert und es besteht ein enger Austausch unter den Universitäten und der Charité zu praktischen Fragen der Implementierung der Repositorien (zum Beispiel Fritz et al., 2022).
An den Fachhochschulen sind der Umsetzungsstand und die Nutzung heterogener. Die Hochschulen können nur einen Teil des Forschungsmaterials auf dem Repositorium publizieren, da bestimmte Darstellungsformen (beispielsweise von Notenblättern) nicht korrekt möglich sind oder auch die Rechtsfrage, ob und welche offenen Lizenzen genutzt werden können, nicht geklärt werden kann (siehe Urheberrecht). Die Herausforderungen für den Aufbau eigener Angebote hat das Open-Access-Büro Berlin zusammen mit der Arbeitsgruppe der Open-Access-Beauftragten der Fachhochschulen in einem gemeinsamen Arbeitspapier festgehalten. Für den Aufbau nachhaltiger kooperativer Infrastrukturangebote werden Finanzierungen benötigt, für deren Ermittlung eine Bedarfsanalyse einschließlich der Skizzierung von Finanzierungsmodellen erforderlich ist (Open-Access-Büro Berlin, 2022).
Auch an den außeruniversitären Forschungseinrichtungen werden teils bereits sehr lange institutionelle Repositorien betrieben. Die BBAW startete den edoc-Server beispielsweise bereits 2006. Aber auch zuletzt sind neue Repositorien entstanden. So wurde 2023 am Weizenbaum-Institut mit dem Open-Access-Repositorium Weizenbaum Library ein zunächst institutionelles Angebot aufgebaut, das unter anderem wissenschaftliche Texte zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts sowie eigene Publikationsreihen offen zugänglich macht. Neben institutionellen Angeboten besteht eine Vielzahl disziplinär ausgerichteter Angebote wie <intR>²Dok, das CrossAsia-Repository, KartDok und SlavDok betrieben von der Staatsbibliothek Berlin. Im Rahmen einer Kooperation von FU Berlin, TU Berlin und HU Berlin wurde das Repositorium GenderOpen aufgebaut.
An vielen Einrichtungen werden erste Schritte unternommen, um eigene Reihen im Open Access zu veröffentlichen. Die HWR Berlin prüft beispielsweise derzeit die Umstellung von Schriftenreihen auf Open Access. Auch weitere Fachhochschulen wie zum Beispiel die EHB und die BHT prüfen die Möglichkeiten zur Publikation eigener Schriftenreihen in Open Access, da dort arbeitende Wissenschaftler*innen mehr Bücher und Buchreihen als wissenschaftliche Artikel in Zeitschriften veröffentlichen. Die wissenschaftsgeleitete Schriftenreihe PartNet Perspektiven. Beiträge zur partizipativen Forschung an der KHSB wird bereits über die Repositorien aliceOpen und KiDokS unter der Lizenz CC BY veröffentlicht.
Auch seitens der Kulturerbe-Einrichtungen werden hier Aktivitäten sichtbar. So hat beispielsweise das Landesarchiv großes Interesse, die vorhandenen Verlagsverträge neu zu verhandeln und erstmals Buchreihen auf Open Access umzustellen. Das Deutsche Technikmuseum hat 2023 erstmals einen wissenschaftlichen Sammelband im Open Access auf dem TU-Repositorium DepositOnce zweitveröffentlicht. Auch weitere Museen sehen generell den Bedarf für eine offene Publikationsinfrastruktur für Bücher, um Ausstellungskataloge Open Access zu veröffentlichen. Der genaue Bedarf an offenen Publikationsinfrastrukturen für Buchformate in Berlin sollte durch Erhebungen expliziter beschrieben werden. Dabei ist bereits von Expert*innen betont worden, dass es insbesondere bei technischen Entwicklungen und der Umsetzung einheitlicher Standards (beispielsweise XML-Workflows) mehr Kooperationen geben sollte, um allen Beteiligten das Publizieren von Buchformaten in Open Access zugänglich zu machen. Dies erfordert eine gemeinsame wissenschaftspolitische Strategie und verstärkte Zusammenarbeit (Neufend, Eppelin, Nix, & Seeliger, 2022).
In der Open-Access-Strategie wurde bereits anerkannt, dass die Berliner wissenschaftlichen Einrichtungen über eine gut ausgebaute Infrastruktur an Repositorien für die Zweitveröffentlichung verfügen, an den Fachhochschulen jedoch Versorgungslücken bestehen. Defizite wurden bei der Nutzung der Option zur Selbstarchivierung gesehen. Zudem sollten die Einrichtungen die Qualität der Repositorien verbessern und Konzepte für die Langzeitarchivierung finden, wobei die Nutzung zentraler oder kooperativ betriebener Services als sinnvoll erachtet wurde (Senat von Berlin, 2015) |
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An den Universitäten beziehungsweise der Charité sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind an den Bibliotheken umfangreiche Zweitveröffentlichungsservices entstanden (zum Beispiel an der TU Berlin). Bei Zweitveröffentlichungsservices handelt es sich um technische, informierende und vermittelnde Services zur Zweitveröffentlichung beziehungsweise Selbstarchivierung von Publikationen (Green Open Access) auf Repositorien (Martin, Kindling, & Rücknagel, 2023).
Die Unterstützung durch die Bibliotheken hat zu einem deutlichen Zuwachs bei der Nutzung von Repositorien für die Zweitveröffentlichung geführt. Der Anteil bei Green Open Access beträgt laut einer im Juni 2022 durchgeführten Datenerhebung 15,8 % im Publikationsjahr 2020. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Artikel sind auf Repositorien frei zugänglich, das heißt es erfolgt ein Anstieg im Jahresvergleich, aber auch bezogen auf einzelne Publikationsjahre im Verlauf der Zeit. Zu diesem Zuwachs hat auch beigetragen, dass über die Bibliotheken geförderte Open-Access-Artikel zusätzlich archiviert wurden. Eine ausführliche Darstellung der Nutzung von Repositorien für Zweitveröffentlichungen durch die Berliner Wissenschaftler*innen findet sich im Bericht zur Auswertung des Open-Access-Publikationsanteils für die Jahre 2016–2020. Im Berichtszeitraum wurden mehr als 23.300 Artikelversionen in über 700 verschiedene Repositorien weltweit veröffentlicht. Mehr als die Hälfte davon verteilt sich auf zehn Repositorien und circa ein Drittel auf die Top 3 arXiv, PubMed Central und Europe PubMed Central. Die Berliner Repositorien Refubium (FU Berlin und Charité), DepositOnce (TU Berlin) und edoc (HU Berlin) sind in den Top 10 vertreten (Kindling, Delasalle, Finke, Grimm, & Voigt, 2022).
Die Berliner Community hat sich auch aktiv in die Weiterentwicklung von Services eingebracht. Unter Federführung eines Berliner Autor*innen-Teams ist eine wichtige Zusammenstellung von Werkzeugen und Workflows zur Zweitveröffentlichung unter dem Titel „Smash the Paywalls“ entstanden (Blasetti et al., 2019). Bei vielen Fachhochschulen bestehen hinsichtlich der Einführung von Unterstützungsangeboten für die Zweitveröffentlichung allerdings – nicht nur in Berlin – noch große Lücken (Martin, Kindling, & Rücknagel, 2023).
Der KOBV hat gemeinsam mit mehreren Partnereinrichtungen, darunter die TU Berlin sowie das Helmholtz Open Science Office, im Rahmen einer mehrjährigen DFG-Förderung den Dienst DeepGreen aufgebaut. DeepGreen hat zum Ziel, Publikationsdaten automatisiert von Verlagen an Repositorien zu liefern, um die Zweitveröffentlichung der Verlagsinhalte zu vereinfachen. Grundlage dafür waren zunächst Allianz- beziehungsweise Nationallizenzen. Inzwischen baut DeepGreen auch auf transformativen Zeitschriftenverträgen der Einrichtungen auf. Mehrere Repositorien von Einrichtungen in Verantwortung des Landes Berlin nehmen an DeepGreen teil. Seit Projektende wird DeepGreen gemeinsam vom KOBV, der Bayerischen Staatsbibliothek und der Universitätsbibliothek der FAU Erlangen-Nürnberg betrieben.
In der Open-Access-Strategie wurde für das Handlungsfeld Forschungsdaten unter anderem die Schaffung von Forschungsdaten-Infrastrukturen wie Repositorien empfohlen, insbesondere dann, wenn es keine geeigneten „fächer- oder forschungsfeldspezifische Lösungen“ beziehungsweise nationalen oder internationale Angebote gibt (Senat von Berlin, 2015). |
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Wie eingangs bereits angedeutet wurde, wird die Publikation von Forschungsdaten und die Sicherung ihrer Nachnutzbarkeit immer bedeutsamer. Seit der Verabschiedung der Open-Access-Strategie sind die Anforderungen seitens der Forschungsförderorganisationen und wissenschaftlichen Einrichtungen dazu konkreter geworden, indem beispielsweise sichergestellt werden soll, dass Datensätze langfristig zitierbar und dokumentiert sind sowie den FAIR-Prinzipien genügen. Zugleich verpflichten immer mehr Verlage beziehungsweise Zeitschriften Autor*innen inzwischen im Rahmen ihrer Data Policies dazu, die zu einem Forschungsartikel gehörenden Daten verfügbar zu machen oder verlangen sogenannte Data Availability Statements zum Zugang und zur Nachnutzbarkeit der Daten. Für die Veröffentlichung von Datensupplementen zu einem Forschungsartikel bieten Verlage teilweise eigene Plattformen an oder empfehlen bestimmte Repositorien. Eine weitere Möglichkeit der Datenpublikation stellen sogenannte Data Papers dar, die in einem Journal veröffentlicht werden, um die Nachnutzung von Daten zu unterstützen, die in Repositorien oder Verlagsplattformen abgelegt werden. Zudem können Daten unabhängig von einem Artikel in Repositorien veröffentlicht werden. Diese verschiedenen Formen der Datenpublikationen bringen unterschiedliche Anforderungen an die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit, langfristige Verfügbarkeit sowie die Qualitätssicherung mit sich (Kindling, 2023).
Das globale Verzeichnis für Forschungsdatenrepositorien re3data, an dessen Aufbau und Weiterentwicklung die HU Berlin im Rahmen einer DFG-Förderung über ein Jahrzehnt lang beteiligt war1, erfasst über 3.000 Repositorien aller wissenschaftlichen Disziplinen und bietet umfassende Informationen zu deren Angeboten, darunter Nutzungs- und Zugriffsbedingungen sowie Standards zur Erschließung.
Den ersten Anlaufpunkt für die Publikation von Forschungsdaten, so auch bereits in der Open-Access-Strategie formuliert, bilden in der Regel disziplinär ausgerichtete Repositorien. Für viele Wissenschaftsgebiete gibt es bereits etablierte disziplinäre Angebote. Viele Berliner Einrichtungen sind an solchen Repositorien beteiligt. So wurde beispielsweise an der Humboldt-Universität zu Berlin mit Unterstützung der DFG bereits 2011 das Open-Access-Repositorium LAUDATIO für historische Textkorpora aufgebaut. Ein Berliner Beispiel für ein erst kürzlich in 2023 in Betrieb genommenes Repositorium ist das von der Staatsbibliothek zu Berlin in Kooperation unter anderem mit dem von der HU Berlin koordinierten DFG-Schwerpunktprogramm 1859 Emporion – Forschungsdaten-Hub für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (Fischer, Kindling, & Neufend, 2023).
Wenn keine geeigneten disziplinären Angebote nicht verfügbar sind, ist die Nutzung multidisziplinär ausgerichteter Repositorien wie das vom CERN betriebene Zenodo oder die etwas breiter auf das Teilen von verschiedenen Schritten des Forschungsprozesses ausgerichtete Plattform Open Science Framework verbreitet. Darüber hinaus bieten viele Einrichtungen ihren Angehörigen auch die Möglichkeit, institutionelle Repositorien nutzen zu können. Dies ist speziell relevant für den „sogenannten Long-Tail der Forschungsdaten – also Datensätze mit geringem Volumen, die in verschiedenen Datenformaten vorliegen und schwer standardisierbar sind“ (Senat von Berlin, 2015).
Institutionelle Repositorien, die ursprünglich als Publikationsserver für wissenschaftliche Texte aufgebaut wurden, wurden beziehungsweise werden häufig auch für Datenpublikationen beziehungsweise multimediale Inhalte geöffnet beziehungsweise als integrierte Angebote für Text- und Datenpublikationen aufgebaut – so auch an Berliner Einrichtungen. Beispiele dafür sind die Repositorien der Universitäten: An der TU Berlin steht DepositOnce Forschenden seit 2014 für Datenpublikationen offen; die Textpublikationen des zuvor bestehenden OPUS-Repositoriums wurden 2015 in DepositOnce migriert. Das Open-Access-Repositorium edoc-Server der HU Berlin nimmt seit 2018 Datenpublikationen auf. An der HU Berlin wurde mit dem Medien-Repositorium noch ein weiteres Angebot für die Bereitstellung von Multimedia-Inhalten geschaffen. Der erste Datensatz auf Refubium, dem federführend von der FU Berlin betriebenen Repositorium für Charité und FU Berlin, wurde 2018 veröffentlicht. Auf den drei Repositorien DepositOnce, edoc-Server und Refubium waren bis Dezember 2023 insgesamt 580 Veröffentlichungen zu finden, die dem Typ „Datensatz“ zugeordnet werden können.2
Auch an den außeruniversitären Einrichtungen wurden Angebote geschaffen, die neben der Publikation von Text weitere digitale Forschungsmaterialien erlauben, so zum Beispiel das Open-Science-Repositorium SPKtrum der SPK. Die BBAW schafft die Möglichkeit der Datenpublikation auf dem institutionellen Repositorium edoc-Server.
Die Einrichtungen haben beim Aufbau von institutionellen Angeboten und auch bei der Nutzung von Services Dritter für das Teilen von Forschungsdaten sehr unterschiedliche Anforderungen. Diese sind nicht nur technischer Natur und betreffen die Aufnahme spezifischer Datentypen oder -volumina (zum Beispiel Videomaterial), sondern berühren auch Fragen der entsprechenden Datendarstellung und -präsentation. So berichten die künstlerischen Hochschulen über die Grenzen der Darstellbarkeit von komplexen digitalen Objekten und interaktiven Repräsentationen in den bestehenden (nicht-kommerziellen) Repositorienangeboten (Fischer, Kindling, & Neufend, 2023).
Ähnlich wie bei den Angeboten für wissenschaftliche Texte können nicht alle Einrichtungen entsprechende eigene Angebote für Forschende aufbauen, um Daten zu publizieren beziehungsweise entsprechende Beratungsangebote für die Nutzung bestehender weltweiter Angebote zu entwickeln. Auch ist das Teilen von Forschungsdaten nicht an allen Einrichtungen und in allen Fächern gleichermaßen relevant beziehungsweise kann zum Beispiel aufgrund unterschiedlicher Ressourcenlagen nicht gleichermaßen priorisiert werden. Weiterhin zeigt sich, dass an den Einrichtungen vielfach „ungehobene Schätze“ in digitalisierten/nicht-digitalisierten Archiven und Sammlungen vorliegen, die für die Forschung und die Öffentlichkeit von Interesse sein können.
In der Open-Access-Strategie wurde die Anwendung etablierter Standards für den Aufbau von Repositorien empfohlen (Senat von Berlin, 2015).3 |
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Fünf Berliner Repositorien besitzen ein gültiges DINI-Zertifikat für Open-Access-Publikationsdienste.4 Weitere Bibliotheken planen die Beantragung für ihre Repositorien. Das DINI-Zertifikat ist ein Qualitätssiegel für digitale Repositorien und unterstützt die Standardisierung von Open-Access-Publikationsdiensten. Es wurde von der Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation e. V. (DINI) entwickelt und regelmäßig aktualisiert. In dieser Arbeitsgruppe waren und sind auch Open-Access-Expert*innen aus Berliner Einrichtungen beteiligt.
Im Kontext der Europäischen Forschungsförderung sind die OpenAIRE Guidelines für Repositorien etabliert, die die Interoperabilität von Metadaten sicherstellen. Die Metadaten werden aggregiert und über die Informationsplattform von OpenAIRE durchsuchbar gemacht. So wird die Sichtbarkeit von Forschungsergebnissen wie Texten, Forschungsdaten, Software oder auch Forschungsinformationen im europäischen Forschungsraum verbessert. Das Repositorium edoc-Server der HU Berlin erfüllt beispielsweise diesen Standard und die Forschungsergebnisse sind über OpenAIRE recherchierbar. Die HU Berlin engagiert sich zudem seit mehreren Jahren im Rahmen der Confederation of Open Access Repositories (COAR), die es sich zur Aufgabe gemacht, unter anderem internationale Standards und Empfehlungen für den nachhaltigen Betrieb von Repositorien zu erarbeiten.
Eine wichtige Mindestanforderung ist es, Forschungsdaten durch beschreibende Metadaten so zu dokumentieren, dass sie auffindbar sind und nachgenutzt werden können. Dazu gehört auch, Datensätze über persistente Identifikatoren langfristig zitierbar zu machen. Beide Anforderungen sind Teil der bereits genannten FAIR-Prinzipien (Wilkinson et al., 2016). Waren sie zum Zeitpunkt der Verabschiedung der Open-Access-Strategie noch nicht bekannt, haben sie sich insbesondere in den letzten Jahren zum disziplin- und domänenagnostischen Quasi-Standard für die Datenbereitstellung in der Wissenschaft und im Bereich Kulturerbe etabliert. Sie werden entsprechend in wissenschaftspolitischen Positionspapieren und Policies von Forschungsförderganisationen sowie vielen wissenschaftlichen und auch Kulturerbe-Einrichtungen als Zielvorgabe adressiert (siehe Forschungsdaten-Policies).
Einen Service für das Herausgeben und Publizieren von Open-Access-Journalen bietet die FU Berlin bereits seit 2008 an, indem sie die Software Open Journal Systems (OJS) hostet und weiterentwickelt. OJS unterstützt den Veröffentlichungsprozess wissenschaftlicher Open-Access-Zeitschriften. Durch die Universitätsbibliothek der FU Berlin wird ein Hosting-Angebot für OJS-Journals betrieben, in dessen Rahmen inzwischen über 40 OJS-Journals betreut werden. Dieses Angebot wurde bereits in der Open-Access-Strategie als Beispiel für institutionelle Publikationsdienste hervorgehoben (Senat von Berlin, 2015) und ist für die Umsetzung von Gold Open Access, das heißt die Erstveröffentlichung nach den Open-Access-Prinzipien, und Diamond Open Access, das heißt die Veröffentlichung ohne Publikationsgebühren, nach wie vor von großer und globaler Bedeutung (Khanna, Ball, Alperin, & Willinsky, 2023). Auch andere Institute betreiben eigene OJS-Instanzen wie beispielsweise das Weizenbaum-Institut.5 Für Buchformate bietet die FU Berlin auch Open Monograph Press (OMP) an, eine Open Source Software für das Publizieren digitaler Bücher. Ebenfalls an der FU Berlin wurde im Rahmen des DFG-Projekts From 1914-1918-online to the Open Encyclopedia System zudem gemeinsam mit weiteren Partnereinrichtungen eine Online-Plattform Open Enyclopedia System (OES) als Open Source Software für den Aufbau und die Pflege von Enzyklopädien und Nachschlagewerken insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften aufgebaut.
Im Kontext des wissenschaftsgeleiteten Publizierens benötigen viele Zeitschriften beim Umstieg auf ein Open-Access-Modell beziehungsweise bei Neugründung von Open-Access-Zeitschriften eine entsprechende „technische Heimat“. Dieser Bedarf wird durch viele Berliner Einrichtungen thematisiert – darunter sowohl von außeruniversitären Einrichtungen wie der SPK oder von den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, den künstlerischen und kirchlichen Hochschulen, die selbst keine ausreichenden Ressourcen haben, um entsprechende Angebote aufzubauen.
Der langfristige Aufbau einer Publikationsplattform beziehungsweise eines Universitätsverlags für Open-Access-Monografien, -Sammelbände und Zeitschriften wird als eine wesentliche Maßnahme in der Open-Access-Strategie benannt. In der Strategie zeichnet das Land Berlin für den langfristig angelegten und kooperativ betriebenen Aufbau einer solchen Plattform verantwortlich (Senat von Berlin, 2015). |
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In Berlin gibt es bereits wissenschaftliche Einrichtungen, die selbst verwaltet und nachhaltig Publikationsdienste für Open-Access-Textpublikationen anbieten. Ein etabliertes Angebot mit langer Tradition war der Universitätsverlag der TU Berlin, der älteste Universitätsverlag Deutschlands. Er feierte 2022 sein 50-jähriges Jubiläum. Inzwischen ist der Betrieb zugunsten des neuen kooperativen Open-Access-Verlags Berlin Universities Publishing (BerlinUP) eingestellt (Schobert, 2023). Die langjährige Erfahrung im Hosting von OJS-Zeitschriften an der FU Berlin bildet die Grundlage für die Services zur Zeitschriftenpublikation im Rahmen von BerlinUP.
Die Gründung von BerlinUP stellt einen Meilenstein in der Entwicklung von Publikationsinfrastrukturen in akademischer Trägerschaft für Berlin dar. Die Vorarbeiten zu diesem gemeinsamen Vorhaben wurden bereits kurz nach der Verabschiedung der Open-Access-Strategie im Rahmen einer Arbeitsgruppe aufgenommen (Christof et al., 2017). Der Verlag wurde mit Mitteln der Berlin University Alliance gegründet und wird von den Bibliotheken der Charité, FU Berlin, HU Berlin und TU Berlin getragen. BerlinUP ist ein Open-Access-Verlag in Form einer nicht-kommerziellen, wissenschaftseigenen Infrastruktur und mit einer allgemeinen, verlagsunabhängigen Publikationsberatung. BerlinUP ist Mitglied der Association of European University Presses (AEUP) und zudem in der im deutschsprachigen Raum aktiven Arbeitsgruppe Universitätsverlage mit mehr als 30 Mitgliedsverlagen aktiv. In diesem Rahmen werden unter anderem gemeinsame Qualitätsstandards für Open-Access-Bücher erarbeitet (Arbeitsgruppe Universitätsverlage, 2022).
Im Ansatz von BerlinUP findet sich der Wunsch nach einer gemeinsamen Publikationsplattform für alle Berliner Einrichtungen wieder. Derzeit ist BerlinUP ein Angebot, das sich nur an die Angehörigen der beteiligten BUA-Einrichtungen richtet. Zudem ist BerlinUP ein Universitätsverlag mit einem eigenen Verlagsprogramm und damit auch von institutionellen Publikationsdiensten zu unterscheiden, die häufig neben Primärpublikationen auch Zweitveröffentlichungen publizieren. Weil wissenschaftliche Einrichtungen durch Verlagsaktivitäten in den Wettbewerb mit anderen Publikationsdienstleistern treten, benötigt es aber die rechtlichen und haushaltstechnischen Voraussetzungen für solche Aktivitäten durch Hochschulen (DBV, 2018). Auf die in der Arbeitsgruppe zu Open-Access-Publikationsplattformen genannten Modelle zur wechselseitigen Nutzung von Infrastrukturen und zentral koordinierten Kooperation kann auch in Zukunft aufgebaut werden (Christof et al., 2017).
*Titelbild: Foto von Robert Anasch auf Unsplash