Um die in der Open-Access-Strategie vorgegebene Zielmarke von 60 % Open-Access-Anteil bei wissenschaftlichen Zeitschriften von Angehörigen Berliner wissenschaftlicher Einrichtungen bis 2020 prüfen zu können, war eine systematische Erfassung des Publikationsaufkommens Voraussetzung, da es zu diesem Zeitpunkt noch keine nationalen Angebote wie den inzwischen verfügbaren Open Access Monitor Deutschland gab. Um dies umzusetzen, erachtete die Open-Access-Strategie unter dem Stichwort „Publikationsnachweis“ an jeder Einrichtung ein „Nachweissystem für sämtliche Publikationen einschließlich von Informationen über ihre Zugänglichkeit und Nutzbarkeit“ wie zum Beispiel eine Hochschulbibliografie für sinnvoll. Diese Systeme sollen idealerweise selbst Open Access verfügbar sein (Senat von Berlin, 2015). In der Open-Access-Strategie wurde auch festgestellt, dass bislang Informationen dazu, „in welchem Umfang der Publikationsoutput von Forschungseinrichtungen durch Green Open Access zugänglich ist“, fehlen (Senat von Berlin, 2015). |
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Ausgehend von der Open-Access-Strategie sollten Publikationen sowie deren Zugänglichkeit und Nachnutzbarkeit auf institutioneller Ebene erfasst werden. Außerdem bezog sich die Strategie auf die institutionsübergreifende Erfassung von Publikationsdaten mit Bezug auf das Bundesland Berlin.
In der Open-Access-Strategie stand die Entwicklung des Open-Access-Publizierens in wissenschaftlichen Zeitschriften im Fokus und es wurden grobe Überlegungen skizziert, wie das Publikationsaufkommen erfasst und dokumentiert werden kann. Als weiteres Ziel wurde auch formuliert, dass „Monographien und Sammelbände ebenfalls im Open Access verfügbar sein“ sollten. Aufgrund der bis dato nur in Ansätzen vorhandenen Finanzierungsmodelle wurde auf die Angabe eines konkreten Wachstumsziels verzichtet (Senat von Berlin, 2015). Nicht benannt wurde an diesem Punkt, dass für die Erfassung des Aufkommens von Open-Access-Büchern keine Datengrundlagen verfügbar waren. Auch aktuell gibt es zur Entwicklung im Buchbereich keine ausreichenden Daten, wobei inzwischen mehrere Initiativen daran arbeiten.
Inzwischen hat sich der Fokus deutlich ausgeweitet und unter den Begriffen Open Access Monitoring beziehungsweise Open Research/Science Monitoring wird die systematische Erfassung und Beschreibung verschiedener Indikatoren offener Wissenschaft zusammengefasst. Mithilfe des Monitorings können sowohl der Status quo als auch die Entwicklung der Transformation von Open Access und Open Research aufgezeigt werden. Das Monitoring verfolgt das Ziel, Transparenz und Sichtbarkeit für die verschiedenen Ausprägungen und Entwicklungen offener Wissenschaft herzustellen und die informierte Entscheidungsfindung für strategische Zielformulierungen und Maßnahmen zu unterstützen (Kindling, Martin, & Neufend, 2023).
Beim Monitoring offener Wissenschaft können verschiedene Indikatoren betrachtet werden: das Open-Access-Publikationsaufkommen beziehungsweise der Anteil Open-Access-Publikationen (zum Beispiel Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften, Bücher, Forschungsdaten, Software), die Kosten für Publikationen (zum Beispiel APCs/BPCs), die Entwicklung der Zugänglichkeit von verschiedenen Publikationsformaten (zum Beispiel die Lizenzierung von Publikationen oder Bildungsmaterialien). Das Monitoring kann sich auf wissenschaftliche Einrichtungen oder ihre Organisationseinheiten (wie zum Beispiel Institute, Fachbereiche oder Projektgruppen) beziehen, aber auch regional beziehungsweise national ausgerichtet sein (Salamoura & Tsakonas, 2024). Beim Monitoring können verschiedene Datengrundlagen und Methodiken zum Einsatz kommen (Neufend, Kindling, Schönfelder, Kaden, & Stadler, 2024).
Für wissenschaftliche Einrichtungen ist das Management von Informationen über ihre Aktivitäten in Lehre und Forschung zunehmend bedeutsam, um datenbasierte Entscheidungen zum Beispiel zu Ressourcen und Investitionen treffen zu können (DINI-AG Forschungsinformationssysteme, 2022). Das Monitoring von offener Wissenschaftspraxis ist dabei nur ein Aspekt.
Forschungsinformationen werden innerhalb einer Einrichtung in verschiedenen Organisationseinheiten verwaltet. Um die intern und extern verteilten Forschungsinformationen zu verknüpfen, werden verschiedene Ansätze verfolgt und (Open-Source-)Systeme angewendet. Für die reine Erfassung von Publikationsdaten kommen beispielsweise Bibliothekskataloge, Repositorien oder Hochschulbibliografien zum Einsatz. Sie basieren sowohl auf externen Quellen wie Nachweisdatenbanken als auch intern verwalteten Daten wie Publikationslisten. Der Publikationsnachweis wird sowohl intern zum Beispiel für das Reporting verwendet als auch für die Öffentlichkeit präsentiert, indem etwa Publikationslisten auf den Webseiten einer Einrichtung sichtbar gemacht werden.
Um Forschungsinformationen intern nutzbar zu machen und gleichzeitig öffentlich zu präsentieren, können Forschungsinformationssysteme (FIS) eingesetzt werden. Die mithilfe dieser Systeme dargestellten Forschungsinformationen können als Grundlage für die interne Leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM), Evaluationsberichte sowie weitere Anwendungen in Forschung und Lehre dienen. Nach außen dargestellte Forschungsinformationen können die Sichtbarkeit der Forschungsaktivitäten der Angehörigen einer Einrichtung erhöhen und damit zum Beispiel Kooperationsmöglichkeiten aufzeigen.
Für eine stärkere Standardisierung von Forschungsinformationen für die Forschungsberichterstattung und die internationale Anknüpfungsfähigkeit wurde auf Initiative des Wissenschaftsrats hin der KDSF – Standard für Forschungsinformationen in Deutschland entwickelt und 2016 eingeführt. Der Wissenschaftsrat empfiehlt allen wissenschaftlichen Einrichtungen die Implementierung des KDSF (Wissenschaftsrat, 2020) und regt an, „die Einführung des KDSF zum Anlass zu nehmen, die Selbstauskunftsfähigkeit durch Einführung eines integrierten Informationsmanagements zu verbessern und – wie bei der Datenverarbeitung in den Bereichen Personal, Finanzen und Lehre bereits üblich – zur Vorhaltung der Basisdaten geeignete Forschungsinformationssysteme einzusetzen“ (Wissenschaftsrat, 2016) und verweist auch darauf, dass die Erfahrungen seit der Einführung zeigen, „dass es sich anbietet, den Kerndatensatz im Zuge der Einführung eines institutionellen Forschungsinformationssystems zu implementieren“ (Wissenschaftsrat, 2020). Im KDSF (Version 1.3) ist vorgesehen, dass für jeden erfassten Publikationstyp die entsprechenden Lizenzen beziehungsweise Zugriffsrechte angegeben werden können. Zu den Publikationstypen zählen neben Büchern und Artikeln auch Software und Forschungsdaten sowie Beiträge in wissenschaftlichen Blogs (Kommission für Forschungsinformationen in Deutschland, 2022).
Wie bereits in der Open-Access-Strategie angedeutet, sollte es ein Ziel sein, sowohl Software im Sinne von Open Source zu nutzen als auch auf offen zugängliche Publikationsdaten zurückzugreifen beziehungsweise solche verfügbar zu machen. Inzwischen gibt es weltweit Initiativen, die die Abkehr von geschlossenen Infrastrukturen für Publikationsdaten und weitere Forschungsinformationen erreichen wollen, um so das Monitoring, die Incentivierung und Steuerung auf Grundlage offener Daten und Services verantwortungsvoll zu betreiben (siehe Offene Infrastrukturen). Im April 2024 wurde in diesem Zusammenhang die Barcelona Declaration on Open Research Information verabschiedet. Die unterzeichnenden Einrichtungen erklären, dass sie offene Forschungsinformationen sowie nachhaltige, offene Infrastrukturen nutzen beziehungsweise selbst aufbauen und bereitstellen.1 In Berlin wird offene Forschungsinformation seit 2021 im BerlHG § 41 adressiert, indem der offene Zugang zu Forschungsinformation zu den Praktiken offener Wissenschaft zählt (Abgeordnetenhaus von Berlin, 2021).
An den Berliner Einrichtungen sind Hochschulbibliografien und Forschungsinformationssysteme allerdings bislang nur vereinzelt im Einsatz. An der FU Berlin und der Charité wird bereits seit Langem jeweils eine Hochschulbibliografie gepflegt, in der Publikationsdaten erfasst, verwaltet und öffentlich eingesehen werden können. An der FU Berlin setzt die Universitätsbibliothek für die Universitätsbibliografie das Bibliothekssystem ALMA ein. Forschende erfassen Publikationen über das Selbsterfassungssystem SEP. Seit kurzem ist auch die Erfassung von publizierten Forschungsdaten möglich. Der Open-Access-Status von Publikationen wird ebenfalls bereits erfasst, indem Publikationsdaten mithilfe des Dienstes Unpaywall geprüft werden. Die Charité - Universitätsmedizin Berlin macht Publikationsinformationen über die Forschungsdatenbank auf der Basis von FactScience verfügbar. Transparenz über das Open-Access-Aufkommen wird mithilfe von Open Access Dashboards hergestellt, auf die nachfolgend noch näher eingegangen wird. An einigen Einrichtungen wird der Einsatz einer Hochschulbibliografie vorbereitet oder ist geplant.
An der HTW Berlin ist ein FIS im Einsatz. Die Publikationen, die im Forschungskatalog my.HTW nachgewiesen werden, werden durch die Forschenden selbst erfasst. Seit Ende 2022 können sie auch den Open-Access-Status und die Publikationskosten selbst erfassen. Für die HTW Berlin ist die Sichtbarmachung von Praktiken offener Wissenschaft im FIS auch strategisch ein Ziel:
Open Science wird an der Hochschule an geeigneten Stellen sichtbar gemacht, beispielsweise durch die Hervorhebung bzw. Indizierung von Projekten im HTW-Forschungskatalog, bei denen öffentliche Daten genutzt werden oder eine Mitwirkung gewünscht ist (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, 2023).
An der Humboldt-Universität zu Berlin wird basierend auf der Software Converis das öffentlich nutzbare Forschungsportal betrieben, das unter anderem die Forschungsprojekte der Universität aufzeigt und durchsuchbar macht. Für den umfassenden Nachweis und die Suche in Publikationen wird darüber hinaus an der HU die erweiterte Repositorien-Software DSpaceCRIS getestet. An einigen weiteren Berliner Einrichtungen wird der Einsatz eines FIS vorbereitet oder ist geplant (zum Beispiel an der FU Berlin und der ASH Berlin).
An Einrichtungen, an denen derzeit keine öffentlich zugänglichen Hochschulbibliografien oder FIS im Einsatz sind, erfolgt die Publikationserfassung und -verwaltung intern häufig durch die Forschungsabteilungen und/oder die Bibliotheken. Die Informationen über den Open-Access-Status und veröffentlichte Forschungsdaten werden bislang nicht für die LOM genutzt. Die Voraussetzung dafür wäre unter anderem, dass für alle Fächer und Publikationsformen verifizierte Daten vorliegen, wofür die Datenlage und die Nachweisinstrumente derzeit noch nicht ausreichen. In diesem Zusammenhang gilt es zu klären, welche Rolle die Bibliotheken zukünftig im Bereich Monitoring spielen.
In der Forschungsberichterstattung und für die Selbsterfassung von Forschungsinformationen durch Forschende hat sich die Verwendung der Open Researcher and Contributor ID (ORCID) etabliert. Mit diesem Identifier lassen sich Personen eindeutig mit wissenschaftlichen Publikationen, Forschungsdaten und Projekten zuordnen. Die Daten werden über Schnittstellen durch externe Quellen wie Crossref angereichert und können auf die gleiche Weise nachgenutzt werden. Der Ansatz von ORCID ist, dass Forschende selbst aktiv ihr Profil erzeugen und verwalten (DINI-AG Forschungsinformationssysteme, 2022). Einige Einrichtungen wie die FU Berlin und die HU Berlin empfehlen Forschenden in ihren Open Access Policies die Verwendung der Open Researcher and Contributor ID (ORCID iD) (Freie Universität Berlin, 2021; Humboldt-Universität zu Berlin, 2021). Die TU Berlin und die Charité beispielsweise empfehlen die Verwendung der ORCID iD in ihren Affiliationsrichtlinien (Technische Universität Berlin, 2019). Auch in FIS und Repositorien kann ORCID eingesetzt werden, um ein entsprechendes Profil für Forschende zu generieren oder sie zu authentifizieren. Ziel kann sein, automatisiert Daten des FIS in das ORCID-Profil übernehmen zu lassen. Der Mehraufwand der Datenpflege gerade bei einem Institutionswechsel lässt sich damit deutlich reduzieren (DINI-AG Forschungsinformationssysteme, 2022).
Die HU Berlin hat ORCID bereits für mehrere Systeme implementiert, darunter für das Repositorium edoc. Auch die Charité nutzt ORCID in ihrer Forschungsdatenbank. An der FU Berlin und der TU Berlin laufen die Vorbereitungen für die ORCID-Implementierung. Charité, FU Berlin, HU Berlin und TU Berlin sind Mitglieder des ORCID Deutschland Konsortiums. Für die Sammlung von Forschungsinformationen wie Publikationen wären die ORCID-Profile der forschenden Angehörigen einer Einrichtung überdies eine gute (ergänzende) Datenquelle, sofern ORCIDs durch möglichst viele Forschende genutzt werden und eine eindeutige Zuordnung der Affiliation ermöglicht wird.
Der offene Zugang zu Forschungsdaten wird in der Open-Access-Strategie unterstützt. Zum damaligen Zeitpunkt wurde die Ausgangslage als sehr heterogen beschrieben (Senat von Berlin, 2015). Durch viele strukturbildende Maßnahmen, darunter die NFDI sowie Forschungsdatenmanagement-Initiativen auf Landesebene, die deutlich stärkere überregionale und internationale Vernetzung sowie die community-getriebene Entwicklung von gemeinsamen Standards wie den FAIR-Prinzipien (Wilkinson et al., 2016) zeigt sich inzwischen ein etwas anderes Bild. Das führt auch dazu, dass sowohl auf politisch-strategischer wie auch auf praktischer Ebene viel intensiver dazu gearbeitet wird, wie geteilte Forschungsdaten besser sichtbar gemacht werden können. Ansätze für den Nachweis von Forschungsdaten werden somit eine wichtige Komponente des Monitorings offener Wissenschaft. Da das Bereitstellen von Forschungsdaten für Nachvollziehbarkeit und Nachnutzung einschließlich ihrer adäquaten Dokumentation mit viel Aufwand für Forschende verbunden ist, ist dies auch besonders bedeutsam, um entsprechende Anerkennung für die damit verbundenen Aktivitäten zu erhalten. Das bedeutet für die Einrichtungen auch, dass Forschungsdatenpublikationen in vielerlei Hinsicht zunehmend relevant werden: für den Aufbau von Beratungsangeboten, für die bereits in der Open-Access-Strategie adressierten Infrastrukturangebote zur Zugänglichmachung und Archivierung, aber auch für das institutionsinterne Management von Forschungsinformationen.
Der Nachweis von Forschungsdatenpublikationen wird daher auch in einigen Forschungsdaten Policies bereits thematisiert. Aufgrund der Vielzahl an heterogenen Infrastrukturen, die für die Datenbereitstellung genutzt werden, besteht die Herausforderung, verteilt gespeicherte Forschungsdaten von Angehörigen einer Einrichtung zu erfassen. Im Vergleich zu wissenschaftlichen Artikeln können dafür allerdings bislang bestehende Nachweisdatenbanken nicht gleichermaßen für Forschungsdatenpublikationen genutzt werden.
In der Praxis wird erst seit einigen Jahren an Institutionen und in Projekten intensiv an dem Thema gearbeitet und es bestehen vielfältige Fragen und Herausforderungen. Als eine der ersten Einrichtungen weltweit erfasst das BIH der Charité im Dashboard on Responsible Research Open Data aus dem Bereich der Biomedizin, das heißt den Anteil an nach den Kriterien von Offenheit geteilten Forschungsdaten von Angehörigen der Charité, die in wissenschaftlichen Artikeln referenziert werden. Im Jahr 2021 lag dieser Anteil bei circa 8 %. Grundlage der Erfassung ist ein Screening-Mechanismus, der auf einem eigens entwickelten Tool ODDPub basiert.
Auf europäischer Ebene gibt es verschiedene Initiativen, die das Monitoring von Open-Research-Praktiken unterstützen, indem sie visuell ansprechende, interaktive Dashboards entwickeln. OpenAIRE’s Open Science Observatory beispielsweise zeigt die Anzahl der Open-Access-Publikationen, Open Data und Open-Access-Journale pro Land auf Grundlage einer Datenaggregation aus sehr vielen verschiedenen Quellen an. Der Open Science Monitor der Europäischen Kommission zeigt unter anderem Trends für Open-Access-Publikationen, Open Data und Open Collaboration an (Duine & Kindling, 2022).
Neben internationalen Vorhaben gibt es auch auf nationaler Ebene Ansätze für das Monitoring offener Wissenschaftspraxis wie beispielsweise das Netherlands Research Portal, das auch Openness-Indikatoren darstellt oder der Open Science Monitor in Frankreich. In Deutschland ist der Open Access Monitor ein wichtiges Instrument zur Erfassung des Open-Access-Publikationsaufkommens deutscher akademischer Einrichtungen in wissenschaftlichen Zeitschriften. Der Monitor zeigt Analysen der Subskriptions- und Publikationsausgaben, kategorisiert nach Gold/Green/Hybrid Open Access und Closed Access. Der Open Access Monitor basiert ebenfalls auf mehreren Datenquellen, darunter Web of Science, Scopus, OpenAlex, Unpaywall, DOAJ und weitere. Es ist geplant, weitere Publikationstypen wie Open-Access-Bücher in den Open Access Monitor aufzunehmen.
Auf institutioneller Ebene nimmt die Charité hier eine führende Rolle ein. Das Charité Dashboard on Responsible Research zeigt nicht nur wie bereits zuvor erwähnt Open Data an, sondern auch weitere Indikatoren wie den Open-Access-Anteil bei wissenschaftlichen Zeitschriftenartikeln, die Veröffentlichung von Preprints und die Prä-Registrierung klinischer Studien sowie unter anderem Angaben zur Verwendung von ORCIDs in Publikationen. Zudem wurde das FAIR Data Dashboard entwickelt, das Informationen zur Nachnutzbarkeit von Forschungsdaten von Forschenden der Charité auf Grundlage der FAIR-Prinzipien zeigt (siehe Abbildung 14). Die Medizinische Bibliothek der Charité stellt darüber hinaus das Charité Open Access Dashboard zur Verfügung, das weiterführende Analysen zu Open Access in wissenschaftlichen Zeitschriften verfügbar macht.
Das QUEST am BIH und das Open-Access-Büro kooperieren in den von der BUA geförderten Projekten BUA Open Science Dashboards (2022–2024) und BUA Open Science Magnifiers (2024–2026). In den Projekten werden gemeinsam mit ausgewählten Instituten beziehungsweise wissenschaftlichen Communities der BUA-Einrichtungen Open-Science-Indikatoren entwickelt und in Dashboards umgesetzt. Die bestehenden Open-Science-Indikatoren des Charité Dashboard on Responsible Research werden als Ausgangspunkt für weitere Dashboards genutzt. Das Projekt soll Impulse für ein disziplinsensitives Monitoring im BUA-Raum geben und sich zu einem international sichtbaren Beispiel für die Umsetzung und Nützlichkeit eines Open Science Monitorings entwickeln. Für den Fachbereich Geowissenschaften der FU Berlin wurde bereits ein solches prototypisches Dashboard entwickelt (siehe Abbildung 15). Dieses Vorhaben zeigt, dass ein umfassendes und qualitätsgesichertes Monitoring auf Grundlage der bislang verfügbaren Datengrundlagen derzeit nur mit sehr aufwändiger manueller Datenkuratierung möglich ist.2
Wie zuvor bereits dargestellt, wurden außerdem mehrere Untersuchungen in Berlin zu den Praktiken offener Wissenschaft durchgeführt. Der „Berlin Science Survey“ ist eine Trendstudie zum kulturellen Wandel in der Berliner Forschungslandschaft, die am Robert K. Merton Zentrum (RMZ) am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt wird. Im Rahmen dieses Berlin Science Survey wurden erstmals im Wintersemester 2021/22 die Erfahrungen und Einschätzungen der Wissenschaftler*innen erhoben (Lüdtke & Ambrasat, 2022). Zu den Schwerpunktthemen gehört neben Forschungsintegrität, Kooperationen und Wissenstransfer auch der Umgang mit Open Science. Die Basisauswertung der Online-Befragung im Rahmen der Pilotstudie hat gezeigt, dass Open Science einen hohen Stellenwert bei den Wissenschaftler*innen hat, allerdings im Vergleich dazu weniger in der wissenschaftlichen Praxis priorisiert wird (Lüdtke & Ambrasat, 2022). Im Schwerpunktbericht werden Praktiken, Einstellungen und Diskurse anhand von Strukturvariablen wie Status- und Fächergruppen auf der Grundlage von 1.098 Fragebögen differenziert ausgewertet (Lüdtke & Ambrasat, 2022). Die Studie reflektiert somit die Einbettung von Open-Science-Praktiken in eine vielfältige Forschungslandschaft.
Von der Berlin University Alliance wurde von 2020 bis 2022 das eingangs erwähnte Projekt Berlin Open Research gefördert (Objective 3). Um den fach- und einrichtungsübergreifenden Austausch anzustoßen sowie Sichtbarkeit und Vernetzung bestehender Initiativen und Projekte in Berlin zu erreichen, hat das Open-Access-Büro gemeinsam mit You, We & Digital im Projekt eine Online-Konsultation sowie eine Interviewstudie durchgeführt.3 Die Online-Konsultation im Herbst 2020 richtete sich an Berliner Einrichtungen, Projekte und Initiativen. Insgesamt sind 122 vollständig ausgefüllte Fragebögen eingegangen und über die Hälfte der Teilnehmer*innen (54,1 %) gaben an, als Wissenschaftler*innen oder Forscher*innen tätig zu sein (Kindling, Neufend, Stiller, & Trkulja, 2021). Die Befragung war an die UNESCO Online Consultation on Open Science angelehnt. In der anschließenden Interviewstudie wurden ausgewählte Berliner Kulturerbe-Institutionen (siehe Kulturerbe-Einrichtungen) zu strategischen Positionen sowie zu Maßnahmen und ihren Bedarfen hinsichtlich Open Access und Open Research befragt. Die Ergebnisse der Gespräche wurden auch im Rahmen eines mit digiS organisierten Workshops Berlin Open GLAM: Open-Access-Praktiken in Berlins Kulturerbeinstitutionen im Frühjahr 2022 vorgestellt (Kindling, Neufend, Stiller, & Trkulja, 2021; Stiller, Trkulja, Neufend, & Kindling, 2022; Open-Access-Büro Berlin, 2022).
Neben dem Monitoring des Publikationsaufkommens gewinnt das Monitoring der Publikationskosten im Rahmen der Open-Access-Transformation an Bedeutung (siehe Transformative Verträge). Mehrere Berliner Einrichtungen finanzieren Open-Access-Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften und zunehmend auch von Büchern auf Grundlage eines DFG-Fonds im Programm Publikationskosten (siehe Finanzierung und Kostentransparenz).
Strukturen für das Monitoring von Publikationskosten innerhalb wissenschaftlicher Einrichtungen befinden sich derzeit erst im Aufbau. Diese sind beispielsweise für den Aufbau von einheitlichen und zwischen den beteiligten Organisationseinheiten einer Einrichtung abgestimmten Verfahren für die Übernahme von Publikationskosten von Bedeutung. Derzeit bestehen dabei aber noch viele Herausforderungen wie zum Beispiel fehlende Daten(-flüsse) und unklare Zuständigkeiten. Um verteilte Publikationsdaten sowie deren Kosten systematisch zu erfassen, kommen sowohl Hochschulbibliografien als auch institutionelle Repositorien als Systeme zur Datenaggregation zum Einsatz beziehungsweise wird ihr Einsatz erprobt (Schön, Barbers, & Mittermaier, 2024).
Um die Kosten für Artikel und Bücher über Institutionsgrenzen hinweg transparent zu machen, liefern die Bibliotheken der Charité, der FU Berlin, HU Berlin und TU Berlin Kostendaten an OpenAPC beziehungsweise OpenBPC.4 Die Angaben in OpenAPC spiegeln Ausgaben zu zentral finanzierten Artikeln wider, zum Beispiel über die DFG-gestützten Fonds durch die Bibliothek. Dezentral, das heißt zum Beispiel über Fachbereiche finanzierte Artikel werden nicht nachgewiesen (Kindling, Delasalle, Finke, Grimm, & Voigt, 2022). Die Nutzung der OpenAPC-Initiative ist auch deshalb begrüßenswert, weil es sich hierbei um eine von der Universitätsbibliothek Bielefeld und somit nicht-kommerziell betriebene sowie frei zugängliche Datenquelle im Sinne offener Infrastruktur handelt. Die TU Berlin hat darüber hinaus den Abschlussbericht über den Einsatz der DFG-Mittel im Förderzeitraum 2017–2022 im Rahmen des Publikationsfonds veröffentlicht, den TU-Angehörige für die Übernahme von Artikelbearbeitungsgebühren für die Veröffentlichung von Artikeln in originären, qualitätsgeprüften Open-Access-Zeitschriften in Anspruch nehmen konnten. Der Bericht zeigt auch die begleitenden Maßnahmen im organisatorischen, technischen und rechtlichen Bereich auf (Voigt & Schobert, 2023).
Die Förderzusage für den DFG-Fonds ist an die Einrichtung eines transparenten Informationsbudgets an den geförderten Einrichtungen geknüpft: „Die Einrichtung muss anstreben, einen Überblick über dezentral eingesetzte Mittel für Publikationen zu erhalten“ (DFG, 2023). Die Leitlinien von Bund und Ländern definieren das Informationsbudget als „eine vollständige Erfassung aller bereits im System vorhandenen Mittel, die an wissenschaftlichen Einrichtungen derzeit an verschiedenen Stellen für Informationsdienstleistungen eingesetzt werden“ (BMBF, 2023). Im deutschsprachigen Raum hat sich dazu eine Fokusgruppe „Informationsbudget“ mit rund 80 aktiven Mitgliedern im Rahmen von open-access.network gebildet, die gemeinsam Definitionen, Strategien und Methoden entwickeln (Barbers et al., 2023). Die Fokusgruppe wurde durch Open Access Professionals aus Berliner Einrichtungen ko-initiiert, die aktiv zum Austausch beitragen.
Voraussetzung für das Monitoring von Open-Access-Publikationskosten beziehungsweise das Informationsbudget einer Einrichtung, das alle Ausgaben für die Informationsbeschaffung und für das Publizieren erfasst, sind die entsprechenden Daten. Um diese oftmals verteilten Daten zusammenzuführen, wird auf unterschiedliche Systeme (zum Beispiel Haushaltssysteme, Bibliothekssysteme, Hochschulbibliografien) zurückgegriffen beziehungsweise müssen zunächst entsprechende Systeme eingeführt werden. Dabei stellen sich Herausforderungen wie die Inkompatibilität dieser Systeme und ihrer Daten. Eine weitere Herausforderung ist die unklare Zuständigkeit. Bibliotheken können neben weiteren zentralen Stellen wie den Forschungsabteilungen die Verantwortung für die Publikationserfassung als forschungsunterstützende Tätigkeit übernehmen und dabei auch auf den institutionellen Publikationsinfrastrukturen wie Repositorien aufbauen. Sie benötigen neben einem Mandat dafür (zum Beispiel in Anlehnung an das BerlHG) auch entsprechende Ressourcen.
Das Monitoring von offener Wissenschaft befindet sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium und viele bestehende Ansätze sind hinsichtlich ihrer Aussagekraft noch nicht ausgereift. Jeder Ansatz – sei er institutionell oder disziplinspezifisch beziehungsweise spezifisch für eine Forschungspraxis, national oder international – muss jeweils im Kontext der Zielstellungen, der angewandten Indikatoren und ihrer Definition sowie der verwendeten Datenquellen und Erhebungsmethodik betrachtet werden. Für die weitere Entwicklung von Monitoring-Ansätzen an den Berliner Einrichtungen und auf Landesebene ist ein intensiver Austausch und die Orientierung an international abgestimmten Prinzipien für das Monitoring offener Wissenschaft erforderlich. Zuletzt hat hier zum Beispiel die UNESCO eine Initiative zur Entwicklung von Prinzipien für das Monitoring offener Wissenschaft gestartet, an der auch Berliner Expert*innen beteiligt sind (UNESCO, 2024).
Zum Monitoring von Forschungsdaten-Publikationen haben das Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der HU Berlin, das Helmholtz Open Science Office und das Open-Access-Büro Berlin im Winter 2023 einen Workshop organisiert, der einen Austausch zu diesem Thema unter verschiedenen Stakeholdern angestoßen hat. Die Kooperation zu diesem Thema soll weiter ausgebaut werden. Das Open-Access-Büro verfolgt darüber hinaus auch einen engen Austausch mit den Vernetzungsstellen anderer Bundesländer zum Beispiel im Rahmen von gemeinsamen Veranstaltungen wie dem Thinkathon Open Access Monitoring Berlin-Brandenburg (Eppelin et al., 2020) oder dem Workshop Monitoring auf Landesebene: Gemeinsame Prinzipien und Perspektiven (Neufend et al., 2024).
Um das Open-Access-Publikationsaufkommen in wissenschaftlichen Zeitschriften für die Einrichtungen des Landes zu erheben, wurde in der Open-Access-Strategie empfohlen, „eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die zeitnah eine Entscheidung über entsprechende Nachweissysteme mit entsprechenden Kennzahlen trifft“ (Senat von Berlin, 2015).
Da an den Berliner Einrichtungen nach wie vor nicht auf Hochschulbibliografien für die Ermittlung des Open-Access-Anteils bei wissenschaftlichen Zeitschriftenartikeln zurückgegriffen werden kann, musste eine Methodik für ein Monitoring erarbeitet werden, das die Entwicklung des Open-Access-Publikationsaufkommens in den Jahren 2015–2020 systematisch erfasst und ermittelt, ob die 60 %-Quote für Open-Access-Artikel erreicht wurde. Während es inzwischen mit dem Open-Access-Monitor Deutschland ein entsprechendes Instrument für solche Erhebungen gibt, musste in Berlin zunächst eine eigene Monitoring-Methode entwickelt werden, die aus Gründen der Vergleichbarkeit über alle Publikationsjahre hinweg durchgeführt wurde. Zur Umsetzung dieses „Berliner OA Monitorings“ hat sich eine enge Zusammenarbeit zwischen den Bibliotheken von FU Berlin, HU Berlin, TU Berlin und der Charité und dem Open-Access-Büro etabliert. Die Methodik des Monitorings wird in den entsprechenden Berichten (Kindling, Delasalle, Finke, Grimm, & Voigt, 2022) sowie den Datendokumentationen (Hampl, Finke, & Voigt, 2022) ausführlich beschrieben; sowohl die Reports als auch die konsolidierten Daten und Skripte sind für die Nachnutzung unter offenen Lizenzen verfügbar.
Auch über das Publikationsjahr 2020 hinaus ist die Entwicklung des Open-Access-Publikationsaufkommens in Berlin von Interesse – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Entwicklung einer Open-Research-Strategie für Berlin. Für die Erfassung von Open Access in wissenschaftlichen Zeitschriften ist die Nutzung des Open Access Monitors Deutschland geplant, auf dessen Daten auch im vorliegenden Bericht zurückgegriffen wird (Forschungszentrum Jülich, 2024). Für die weitere Nutzung werden aber zusätzlich die Daten des Open Access Monitors der einzelnen Einrichtungen stärker einzubeziehen sein, um deren Einfluss auf das Gesamtergebnis für Berlin einschätzen zu können. Zudem ist zu diskutieren, ob und welche weiteren Einrichtungen neben den Hochschulen, Universitäten und der Charité in ein Monitoring-Konzept integriert werden können. Auch sollte beachtet werden, dass im Open Access Monitor aufgrund der verwendeten Datenquellen generell weniger Publikationen nachgewiesen werden und es Ungenauigkeiten bei der Zuordnung der Affiliationen gibt. Wichtig ist überdies, dass nicht alle Zeitschriften aller Fachdisziplinen gleichermaßen in der vom Open Access Monitor berücksichtigten Datenquelle Web of Science abgebildet werden, das heißt auch diese Zahlen stellen nur einen Ausschnitt des Publikationsaufkommens dar.
Im Zuge der Landesinitiative Open Research Berlin wird das Monitoring-Konzept auf Landesebene erweitert und soll zukünftig auf der Open-Research-Strategie basierend weitere Indikatoren offener Wissenschaft berücksichtigen. Insgesamt wird das Ziel verfolgt, weniger rein quantitativ die Ergebnisse in Form von Publikationen zu betrachten, sondern den gesamten Prozess hin zu Open Research im Sinne eines Reportings zu evaluieren und zu beschreiben. Das schließt die Kontextualisierung der jeweiligen Indikatoren ein und ist angelehnt an die internationale Entwicklung hin zu einem verantwortlichen und kontextsensiblen Monitoring. Ein solches Vorgehen soll auch an den Einrichtungen des Landes entsprechend unterstützt werden. Erste Aktivitäten dazu sind bereits erfolgt und Ansätze, auf denen das Monitoring-Konzept aufgebaut werden kann, werden erprobt. Sie werden nachfolgend dargestellt.
*Titelbild: Berlin-Mitte, Unter den Linden 8. Deutsche Staatsbibliothek. Lesesaal für Naturwissenschaft und Technik by Rabich, Waltraud (Herstellung) (Fotograf) - Deutsche Fotothek. https://www.europeana.eu/item/440/item_RTNIQABBLFXSC5HRFOUTFOHRJAJ5QIGM Lizenz: CC BY-SA.