“Wer international mithalten will, muss seine Geschwindigkeit und Kommunikationswege den heutigen Möglichkeiten anpassen. Mit der Open- Access-Strategie haben wir die Weichen gestellt, dass das in Schleswig- Holstein gelingt” [1], betonte die damalige Wissenschaftsministerin Kristin Alheit vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung bei der Verkündung der “Strategie 2020 der Landesregierung Schleswig-Holstein für Open Access” [2]. Diese Strategie wurde mit Wissenschaftler*innen, Landespolitiker*innen aller Fraktionen, Hoch- schulen und der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) entworfen und am 18. November 2014 dem Landeskabinett vorgelegt.
Forschungseinrichtungen im Bundesland Schleswig-Holstein1
9
Hochschulen in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft
2
Universitätskliniken und medizinische Fakultäten
3
private, staatlich anerkannte Hochschulen
24
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
Rahmenbedingungen
In Schleswig-Holstein ist das Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur (MBWK),Referat III 50: Wissenschaftlichen Bibliotheken, für Open Access zuständig. Im Zuge der Open-Access-Strategie hat die Landesregierung die folgende Formulierung in das Hochschulgesetz § 34 Abs. 2 aufgenommen “Sie [die Landesregierung] fördert den freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen” [3]. Auch wenn eine Änderung des Hochschulrechts nicht als notwendig beurteilt wird, weist der Landtag im August 2015 daraufhin, dass “eine Änderung des Urheberrechts [auf Bundesebene] hin zu einem unabdingbaren Zweitveröffentlichungsrecht die Rechte der Autorinnen und Autoren stärken” [4] würde.
Strategie 2020 der Landesregierung Schleswig-Holstein für Open Access
Im Koalitionsvertrag für die 20. Wahlperiode des Schleswig-Holsteinischen Landtages (2022–2027) zwischen CDU und GRÜNE wird Open Access als inhaltlicher Punkt aufgeführt. Dort heißt es, “Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass Open Access als Standard etabliert wird. Dabei werden wir insbesondere eine Erweiterung von Open Access hinsichtlich Open Data und beziehungsweise oder Open Science […] in den Blick nehmen” [5]. Ein Bekenntnis zur Open-Access-Landesstrategie zeigt sich auch anhand der Zielvereinbarung im Hochschulvertrag zwischen dem Land Schleswig-Holstein und den Hochschulen des Landes für den Zeitraum 2020–2024 [6]. Zudem sichert die Landesregierung den Hochschulen dort zu, diese im Bereich Open Access an “weiteren außerordentlichen Projektbudgets” im Rahmen des Digitalisierungsprogrammes des Landes zu beteiligen [7].
In dem 2016 verabschiedeten Gesetz für die Bibliotheken Schleswig-Holsteins heißt es in § 4 Abs. 2: “Die Bibliotheken und Forschungseinrichtungen an den Hochschulen wirken bei der freien und ungehinderten Verbreitung und Zugänglichmachung wissenschaftlicher Arbeiten (Open Access) mit und unterstützen die mit ihnen verbundenen Einrichtungen bei der Verfolgung dieses Ziels” [8]. Die Open-Access-Landesstrategie sieht drei Akteur*innen vor: die Landesregierung, die Hochschulen und die Wissenschaftler*innen. Die Landesregierung fungiert in dieser Strategie als Akteurin einiger Maßnahmen, die eine landesweite Umsetzung von Open Access unterstützen sollen.
Aktivitäten und Maßnahmen zur Förderung von Open Access
Eine landesweite Maßnahme ist der Open-Access-Publikationsfonds für Nachwuchsforscher*innen. Dieser Fonds ist Teil der Umsetzung der Open-Access-Strategie, indem unter bestimmten Vergabekriterien bis zum Jahr 2024 jährlich 220 Tsd. Euro im Haushalt des Landes Schleswig-Holstein für Open-Access-Veröffentlichungen zur Verfügung gestellt werden [9]. Das Land hat zudem gemeinsam mit der Christian-Albrechts-Universität (CAU) mit dem “Open Access | Infopoint Schleswig-Holstein” eine zentrale Vernetzungsstelle geschaffen, die über Veranstaltungen, Projekte und Fragen rund um das Thema Open Access mit regionalem Schwerpunkt informiert [10].
Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat 2016 und 2017 den “Open Science Award Schleswig-Holstein” vergeben, der Anreize zur Weiterentwicklung bestehender Open-Data-Strukturen geben soll [11]. Als weiterer Baustein der Open-Access-Strategie war der Preis mit 2 Tsd. Euro dotiert und richtete sich insbesondere an Nachwuchswissenschaftler*innen [12]. Im Zuge des Digitalisierungsprogrammes und der Open-Access-Strategie initiierte das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur eine Open Access Roadshow, die am 11. November 2019 an der Universitätsbibliothek der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel startete [13].
Der Open Access | Infopoint Schleswig-Holstein ist der zentrale Anlaufpunkt zum Thema Open Access und für angrenzende Bereiche der offenen Wissenschaft im Land Schleswig-Holstein.
Vernetzungsaktivitäten
Ein regelmäßiger Austausch findet mit den Landesvernetzungsstellen in Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen sowie Partnern im Saarland statt.
Schleswig-Holstein nimmt seit 2019 an dem Bund-Länder-Austausch zu Open Access zwischen den Ländern und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung teil und hat an der Erstellung des 2023 erschienenen gemeinsamen Leitlinien-Papiers “Open Access in Deutschland” [14] mitgewirkt.
Assoziierte Themen
Am 19. Juni 2020 stellt die Landesregierung ihren Open-Source-Bericht im Landtag vor. Mit dem flächendeckenden Wandel zu Open Source Software will die Landesregierung “die Abhängigkeit der Verwaltung von einzelnen Softwareanbietern mit dominierender Marktmacht verringern” und die Sicherheit der Bürger*innen schützen [13]. Im “Digitalisierungsprogramm 2021/2022” werden Projekte vorgestellt, in denen der beschlossene Open-Source-Ansatz bei der Anschaffung und Entwicklung neuer IT-Lösungen unterstützen soll [14]. Im Gesetz über offene Daten der Träger der öffentlichen Verwaltung werden die Weiterentwicklung des “Open-Data-Portals” und die Aufgaben der verantwortlichen Open-Data-Leitstelle angeführt: “Das Open-Data-Portal soll mit anderen Portalen, die offene Daten bereitstellen, verknüpft werden und eine offene Schnittstelle enthalten” [15].
Good Practices
Open Access | Infopoint Schleswig-Holstein
Der Open Access | Infopoint Schleswig-Holstein ist eine zentrale Vernetzungsstelle, die über Veranstaltungen, Projekte und Fragen rund um das Thema Open Access mit regionalem Schwerpunkt informiert.
Open-Science-Magazin
Das Open-Science-Magazin der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft bietet monatlich Informationen und Beiträge rund um das Thema Open Science frei zugänglich in verschiedenen Formaten (Artikel, Podcasts, Worksheets etc.) an.
Kiel University Publishing
Der Universitätsverlag der Christian-Albrechts-Universität ist ein Diamond-Open-Access-Verlag. Die Wissenschaftler*innen haben neben der Publikation von Forschungsergebnissen auch die Möglichkeit zur Herausgabe von Zeitschriften.