Im Jahr 2005 empfahl der Akademische Senat der Universität Bremen die “Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen” aus dem Jahr 2003 zu unterzeichnen und berief eine Arbeitsgruppe der Bibliothekskommission ein, um einen Vorschlag für ein Modellprojekt für eine integrierte Kommunikations- und Publikationsplattform zu erarbeiten [1]. Die Förderung von Open Access wurde in den Folgejahren in Zielvereinbarungen zwischen dem Land und den Hochschulen und im “Wissenschaftsplan 2025” [2] vom Senat, im Hochschulgesetz und in den Koalitionsvereinbarungen benannt [3].
Forschungseinrichtungen im Bundesland Bremen
5
| Hochschulen in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft
|
2
| private, staatlich anerkannte Hochschulen
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20
| außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
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Rahmenbedingungen
In Bremen ist die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft (SUKW), Abteilung: Hochschulen und Forschung, für Open Access zuständig. Im Jahr 2013 wurde bereits in der Zielvereinbarung 2012–2013 zwischen der Senatorin für Bildung und Wissenschaft in Bremen und der Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen die Weiterentwicklung von Open-Access-Publikationen als Ziel formuliert. Neben dem Engagement für Publikationsfonds wurde auch der Aufbau von Routine-Geschäftsprozessen für das Open-Access-Publizieren als Ziel vereinbart [4]. Bereits in der Zielvereinbarung 2019–2021 zwischen der Hochschule Bremerhaven und der Senatorin für Wissenschaft und Häfen wurden Kooperationen der bremischen Hochschulen und der SuUB Bremen im Kontext von Open Access vereinbart [5]. In den aktuellen Zielvereinbarungen 2022–2025 zwischen den Partner*innen wird die Rolle der Open-Access-Transformation und die Abkehr von konventionellen Lizenzierungsmodellen herausgestellt [6].
Im Wissenschaftsplan 2020 aus dem Jahr 2015 wird Open Access zu Publikationen als zu fördernde Praxis benannt, die durch die SuUB Bremen entwickelt werden soll. Zudem wurde dort eine Weiterentwicklung des Urheberrechts gefordert, für die sich das Land Bremen auf Bundesebene einsetzen möchte [7]. Im aktuellen Wissenschaftsplan 2025 wird unter dem Eckpunkt “Digitalisierung in Forschung, Lehre und Verwaltung” ein Schwerpunkt auf die Digitalisierung als “allgegenwärtiges Querschnittsthema” gelegt. Im Bereich Forschung wird die Verbreitung von Open Access gefordert und der Open-Access-Transformation eine besondere Bedeutung beigemessen, die hauptsächlich durch Bibliotheken begleitet, unterstützt und gefördert werden soll [8].
Das im Jahr 2023 erneuerte Bremische Hochschulgesetz fordert wie bereits in 2007 den kostenlosen Zugang zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen in digitaler Form unter § 75 zur Drittmittelforschung [9][10]. Im Wissenschaftsplan 2025 wird bereits von Wissenschaftler*innen erwartet, dass sie ihre durch Drittmittel geförderte Forschung Open Access publizieren. Die entsprechenden Strategien sollen durch die Hochschulen erlassen werden [11].
SPD und GRÜNE in Bremen bekannten sich in ihrer Koalitionsvereinbarung 2015–2019 zu dem Prinzip von Open Access, so dass öffentlich geförderte Forschungsergebnisse zugänglich gemacht werden sollten. Die Koalition befürwortete “die Verwendung freier Lizenzen und Formate”, um “eine systematische Open-Access-Politik im Bildungs- und Wissenschaftsbereich” auszubauen [12]. In der Koalitionsvereinbarung zwischen SPD, GRÜNE und DIE LINKE 2019–2023 wurde Open Access als Bestandteil der Digitalisierung der Hochschullandschaft erwähnt [13].
Im aktuellen Koalitionsvertrag 2023-2027 zwischen SPD, GRÜNE und DIE LINKE verpflichtet sich die Koalition dazu, eine Open-Science-Strategie zu entwickeln, “die die Anschlussfähigkeit an die nationalen und internationalen Entwicklungen gewährleistet” [14].
Aktivitäten und Maßnahmen zur Förderung von Open Access
Als Infrastrukturdienstleister der bremischen Hochschulen verfolgt die SuUB Bremen folgende Maßnahmen zur praktischen Umsetzung der Open-Access-Strategie [15][16]:
Erschließung und Bereitstellung von mehr als 50 Mio. zusätzlichen Open-Access-Volltexten von Repositorien weltweit über den Bibliothekskatalog.
Bestehende Lizenzverträge für wissenschaftliches Schrifttum werden kontinuierlich in Open-Access-Transformationsverträge umgewandelt (z.B. DEAL-Verträge).
Unterstützung bei der Umsetzung von Zweitveröffentlichungen (Green Open Access): Die SuUB Bremen bietet einen Zweitveröffentlichungs-Full-Service an.
Seit 2010 stellt die SuUB Bremen einen Publikationsfonds zur Förderung von Open-Access-Publizieren bereit. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich aus dem Bibliotheksetat und wird seit 2019 in den Zielvereinbarungen mit der Wissenschaftsbehörde abgesichert [15][17].
Informations- und Beratungsangebote des Open-Access-Teams zu allen Themen rund um Open Access (u.a. zu Predatory Publishing, Open Journal Systems).
Seit 2003 wird ein Repositorium zur Speicherung von Open-Access-Volltexten betrieben; 2020 wurde die Plattform modernisiert und mit neuen Funktionalitäten ausgestattet [18].
Auf Basis der bestehenden Open-Access-Infrastruktur konnten die Hochschulen Bremen in den Jahren 2020/2021 ein Projekt zur Förderung der Selbstarchivierung (Green Open Access) von Publikationen aller Bremer Hochschulen auf dem neuen Open-Access-Repositorium starten. Im Rahmen des auf drei Jahre ausgerichteten Projekts wurden Beratung und konkrete Unterstützung bei der Selbstarchivierung angeboten und dazu an die unterschiedlichen Zielgruppen Informationen zur Verbreitung der Open-Access-Prinzipien (z.B. Vorträge, Einzelberatung, Informationsvideos) angepasst [19].
Vernetzungsaktivitäten
Bremen nimmt seit 2019 an dem Bund-Länder-Austausch zu Open Access zwischen den Ländern und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung teil und hat an der Erstellung des 2023 erschienenen gemeinsamen Leitlinien-Papiers “Open Access in Deutschland” [20] mitgewirkt.
Assoziierte Themen
Im September 2020 beschloss der Senat ein mit 15 Mio. Euro ausgestattetes Sofortprogramm zur “Gewährung des hybriden Wintersemesters 2020/21 und strategische Weiterentwicklung der Digitalisierung der bremischen Hochschulen”. Im Rahmen dieses Beschlusses waren bis zu 3,5 Mio. Euro für das Themenpaket “Openness” vorgesehen, um den digitalen Zugang zu Bildungsmaterialien und Forschungsdaten für die Lehre zu verbessern [21].
Im aktuellen Wissenschaftsplan 2025 wird betont, dass die Qualität der Lehre durch das Handlungsfeld Open Educational Resources gesteigert werden soll, auch indem dadurch das Potential für eine inklusivere Hochschule erhöht wird [10]. In den Zielvereinbarungen zwischen der SuUB und der Senatorin für Wissenschaft und Häfen wird seit 2021 die Rolle der Bibliothek betont, die sie bei der Erschließung, Bereitstellung und Archivierung von Open Educational Resources, bei den Planungen zum Forschungsdatenmanagement und dem Aufbau von Forschungsinformationssystemen übernimmt [21][22].
Im aktuellen Koalitionsvertrag 2023–2027 zwischen SPD, GRÜNE und DIE LINKE kommt neben der Entwicklung einer Open-Science-Strategie der Stärkung des Themas Open Educational Resources eine erhöhte Bedeutung zu. Darüber hinaus sollen Open-Source-Technologien und Software eine Digitalisierung der Verwaltung unterstützen [23].
Good Practices
Zweitveröffentlichungs-Full-Service der SuUB BremenDie Staats- und Universitätsbibliothek Bremen bietet einen Zweitveröffentlichungs-Full-Service an, der jedwede Unterstützung ab der Einreichung der Publikationsliste bis zur Zweitveröffentlichung auf dem MEDIA-Dokumentenserver umfasst. |
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Explizite Förderung von Open-Access-Monografien und SammelbändenDie Empfehlung seitens der Universität Bremen, Sammelbände und Monografien Open Access zu publizieren [24], wird durch Mittel des Publikationsfonds der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen unterstützt. Der Anteil an Open-Access-Publikationen in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern soll erhöht werden. |
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Open Library Badge 2020 Die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen erhält 2020 den "Open Library Badge”. Mit dem Preis werden Bibliotheken ausgezeichnet, die ein Konzept der Offenheit leben und verfolgen. Die SuUB Bremen wird u.a. für die bestehenden Fortbildungs-Angebote, Kostentransparenz und den Zweitveröffentlichungs-Full-Service ausgezeichnet [25]. |
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