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1 | Bundesministerium für Bildung und Forschung

Stand und Perspektiven für offene Wissenschaft auf Bundesebene

Published onOct 09, 2024
1 | Bundesministerium für Bildung und Forschung
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Aufgabe der Forschungs- und Innovationspolitik ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Entstehung von Wissen und seinen Austausch fördern. Ein ungehinderter Wissensfluss ist Grundvoraussetzung für exzellente und innovative Forschung, aber auch für den Transfer der Ergebnisse in Produkte und Dienstleistungen – zum Nutzen der gesamten Gesellschaft [1].

Die Veröffentlichung einer Open-Access-Strategie im Jahr 2016 ist eine von vielen Maßnahmen, mit denen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fortlaufend die Stärkung von Open Access in Deutschland unterstützt [2].
Auf Basis einer rechtlichen Regelung wurden die Weichen gestellt, um Open Access und Open Science weiter entwickeln zu können. Aus dem Gesetzentwurf zur Nutzung verwaister und vergriffener Werke ergab sich eine weitere Änderung des Urheberrechtsgesetzes vom 8. Mai 2013. Geregelt wurde hier unter anderem das Zweitveröffentlichungsrecht für wissenschaftliche Artikel [3]. Urheber*innen wird damit unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit zur erneuten Zugänglichmachung, unter bestimmten Bedingungen und bei bestimmten Beiträgen, der Zweitveröffentlichung (Grün Open Access) eingeräumt.1 Die Möglichkeit zur Zweitveröffentlichung von Zeitschriftenartikeln aus Periodika im Open Access ist eine Chance, keine Pflicht.

Open Access in Deutschland. Die Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung

Rahmenbedingungen

Im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ist das Referat 122 “Grundsatzfragen der Datenpolitik; Rahmenbedingungen der Digitalisierung” für Open Access zuständig. Das im Ressortkreis für Open Access federführende BMBF hat Open Access als Grundprinzip in der Förderung verankert und dadurch den “politische[n] Wille[n] zur Förderung von Open Access […] gegenüber Wissenschaft und Verlagen klar kommuniziert” [4]. Im Jahr 2016 veröffentlichte das BMBF die Strategie “Open Access in Deutschland”, in der unter anderem eine Open-Access-Klausel für alle durch das BMBF geförderten Projekte eingeführt wurde [5]. Wissenschaftliche Artikel sollen entweder sofort Open Access (Gold Open Access) publiziert werden oder nach Ablauf einer Embargofrist (Grün Open Access) auf einem Dokumentenserver verfügbar gemacht werden. Beide Wege werden als gleichwertig anerkannt und politisch gefördert.

Das am 1. März 2018 in Kraft getretene Urheberrecht-Wissensgesellschafts-Gesetz (UrhWissG) hat die Nutzungsfreiheit für Forschung und Lehre gebündelt und erweitert. Insbesondere wurde eine Rechtsgrundlage für Text und Data Mining eingeführt sowie Erleichterungen für Museen und Archive geschaffen, um Bestände dauerhaft zu digitalisieren [6].

In der “Open-Access-Strategie für Deutschland” benennt das BMBF fünf Aktionsfelder, in denen die Strategie Anreize und auch praktische Unterstützung bieten soll: Open Access als Grundprinzip in der eigenen Förderung, die Sichtbarkeit und Akzeptanz von Open Access, Aufbau von Kompetenz und die Verbreitung von Erfolgsmodellen aus der Praxis, die finanzielle Unterstützung und zuletzt das Aktionsfeld Transparenz und Monitoring [7]. Im Folgenden werden einzelne Fördermaßnahmen innerhalb dieser Aktionsfelder vorgestellt.

Aktivitäten und Maßnahmen zur Förderung von Open Access

In der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern arbeitet das BMBF unter anderem darauf hin, ein gemeinsames Verständnis einer Open-Access-Kultur zu fördern [8]. Das BMBF begleitet im Rahmen einer GWK-Arbeitsgruppe gemeinsam mit den Ländern das Projekt DEAL und ist zudem mit den anderen Bundesministerien im stetigen Austausch zu Open Access.
Innerhalb der im Februar 2023 veröffentlichen Zukunftsstrategie erkennt das BMBF Open Access als wesentlichen Bestandteil einer agilen Forschungs- und Innovationspolitik an. So sollen “Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft [gemeinsam] darauf hinarbeiten, dass die Möglichkeiten von Open Access, Open Science, Open Data und Open Innovation umfassender genutzt werden” [9].

Das BMBF fördert außerdem nationale Projekte zur Vernetzung, zur Förderung und zur Kompetenzsteigerung im Bereich Open Access (KOA). Von 2023–2026 werden im Rahmen der Förderrichtlinie “von Projekten zur Etablierung einer gelebten Open-Access-Kultur in der deutschen Forschungs- und Wissenschaftspraxis” [10] 24 Projekte mit einer Gesamtförderrahmensumme von rund 7,8 Mio Euro gefördert. Um den Wandel des wissenschaftlichen Publizierens hin zu mehr Open Access voranzutreiben, werden hierbei drei Themenfelder adressiert: wissenschaftsgetragene Finanzierungsmodelle, Anerkennung von Open Access in der Wissenschaft und Bedarfe einer gelebten Open-Access-Kultur [11].
Unter der Förderrichtlinie “zur Beschleunigung der Open-Access-Transformation” wurden von 2021–2023 insgesamt 20 innovative Open-Access-Projekte mit 5,5 Mio. Euro gefördert. In der Förderrichtlinie konzentrierte sich das BMBF auf drei Themenfelder: die Umstellung von Schriftenreihen und Einzelpublikationen auf Open Access, die Entwicklung technischer Modelle in Verlagen sowie innovative Projekte zur allgemeinen Förderung von Open Access [12]. Bereits von 2017–2022 wurden im Rahmen des “Ideenwettbewerbs zur Förderung des freien Informationsflusses in der Wissenschaft” [13] insgesamt 20 Projekte mit 5,5 Mio. Euro durch das BMBF gefördert [14].

Seit Dezember 2019 wird zudem das nationale Kompetenz- und Vernetzungsportal im Bereich Open Access “open-access.network”, derzeit in seiner zweiten Förderphase, aktuell mit ca. 4,8 Mio. Euro unterstützt [15]. Das Projekt hat zum Ziel, Informationen und Kompetenzvermittlung zum Thema bereitzustellen und die Vernetzung der bestehenden Community disziplinübergreifend, einrichtungsübergreifend und zuverlässig zu organisieren.2

Im Juli 2024 vergab iRights.lab den “Enter-Award”, der in fünf Kategorien (Infrastruktur, Kompetenzvermittlung, Nachwuchshoffnung, Pionierleistung, Kooperation) Good Practices im Bereich Open Access auszeichnete. Der Preis wurde im Rahmen einer BMBF-Projektförderung vergeben [16]. Darüber hinaus untersuchte die Technische Informationsbibliothek im Auftrag des BMBF in einer 2022 erschienenen Literaturstudie die Wirkungen von Open Access [17].
Neben der Verankerung von Open Access in der eigenen Förderung durch die Open-Access-Klausel, der Übernahme von Publikationskosten für Gold-Open-Access sowie einer temporären, aktuell nicht mehr laufenden Bereitstellung eines Post-Grant-Funds zur nachträglichen Open-Access-Stellung von wissenschaftlichen Publikationen [18], hat das BMBF 2019 eine Open-Access-Informationsoffensive durchgeführt.

Das BMBF nimmt seit 2019 an dem Bund-Länder-Austausch zu Open Access mit den Ländern teil und hat an der Erstellung des 2023 erschienenen gemeinsamen Leitlinien-Papiers “Open Access in Deutschland” [19] mitgewirkt.

Im europäischen Rahmen befürwortet das BMBF die Entwicklung und Nutzung einer “European Open Science Cloud” (EOSC) [20].

Good Practices

Open Access Monitor

Der “Open Access Monitor” (OAM) dient der Erfassung der in deutschen akademischen Einrichtungen veröffentlichten Open-Access-Publikationen und ermöglicht Datenanalysen des Publikationsaufkommens deutscher wissenschaftlicher Einrichtungen. Seit September 2023 wir der Dienst durch die Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich betrieben. Der OAM wurde in zwei Förderphasen von 2017 bis August 2023 seitens des BMBF gefördert. Das Monitoring trägt zu einer besseren Datenlage bei, um den Transformationsprozess von Closed Access zu Open Access in Deutschland zu bewerten.

Kompetenz- und Vernetzungsportal open-access.network

Das deutschlandweite Verbundprojekt “open-access.network” wird seit Dezember 2019 in zwei Förderphasen durch das BMBF im Rahmen der “Förderrichtlinie Kompetenz- und Vernetzungsplattform” gefördert. Das Projekt wird vom Kommunikations-, Informations-, Medienzentrum (KIM) der Universität Konstanz geleitet. Projektpartner sind die Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover, die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Göttingen, das am Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches Geoforschungszentrumb angesiedelte Helmholtz Open Science Office (HOS), das Open-Access-Büro Berlin (OABB) an der Freien Universität Berlin sowie die Universitätsbibliothek Bielefeld. Das Portal schafft eine zentrale Anlaufstelle, um zielgruppengerechte und standortunabhängige Informationen zu Open Access durch diverse Angebotsformate sicherzustellen. Die drei zentralen Säulen des Projektes sind die Bereitstellung von Informationen, die Kompetenzvermittlung und die Vernetzung der bestehenden Community.

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